Juni 10

Podcast #6: Visionen (Interview mit Thomas Rehder) – Wie kommt das Neue in die Welt?

Podcasts, Strategie

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Interview mit Thomas Rehder, Visionär (obwohl er den Begriff nicht mag), Entrepreneur, Unternehmer, Berater. Kurzzeitig unterbrochen von Katze Kahlo.

Wer ist Thomas Rehder?
Thomas Rehder war immer Vordenker, Macher, häufig seiner Zeit voraus. Beispielsweise mit dem weltweit zweiten Magazin „MACup“ zum Apple Macintosh, dass er noch während seiner Studienzeit mit zwei Partnern aufbaute. Später erschienen im MACup Verlag weitere Zeitschriften wie PAGE, Screen Multimedia und der Design Report. Er verkaufte die Computerzeitschriften später an den Süddeutschen Verlag, den Design Report an die FAZ Gruppe.
2001 gründete er in Leipzig „DirectNews“, ein Dienst für Unternehmensnachrichten. Nach Fusion mit dem norwegischen Unternehmen Hugin wurde das Unternehmen an Euronext (damals fünftgrößte Börse der Welt) verkauft.
Heute arbeitet er als Strategie- und Kommunikationsberater und begleitet seine Beteiligungsunternehmen wie z.B. den Möbelhersteller „Betoniu“, den er 2007 gründete, und der heute in erster Linie Brandschutzmöbel aus Beton anbietet.

Photo by Clark Tibbs on Unsplash

Wie kommt das Neue in die Welt?

Thomas Rehder sieht sich nicht als Visionär, da er Visionen aus seiner Sicht einen statischen Zustand abbilden. Schon im Studium hat es ihn interessiert, „wie das Neue in die Welt kommt“.

Du beschäftigst Dich mit einem Thema, einer Materie. Du merkst, da ist Potential, da sind Chancen, es werden Probleme beantwortet. Daraus leitest ​Du ganz praktische Ideen ab für Produkte, für Unternehmen. 

Und die muss man testen.“


​Und wie geht das ganz praktisch?

Thomas Rehder empfiehlt, zunächst mit Menschen zu sprechen, die möglichst viel von der Materie bzw. den dahinter liegenden Problemen zu verstehen. Man vernetzt sich. Man eruiert das Umfeld, identifiziert und beobachtet tatsächliche und potentielle Teilnehmer im Markt. Vielleicht gibt es schon etwas Vergleichbares, dann schaut man wie man es anders, besser machen kann. Wenn es noch nichts gibt, stellt man sich die Frage, wen könnte die Idee, das Thema, das Produkt interessieren.

In seinem Fall und der Gründung des zweiten weltweiten Mac-Magazins hat er sich mit anderen Interessierten zusammen getan um mehr darüber zu erfahren, was die Zielgruppe, wirklich interessiert. Wie nutzen sie den Computer, warum glauben sie daran? Schon bald war er, wie er es nennt, „infiziert“.

Photo by Jason Leung on Unsplash

Und wie „macht“ man nun?
Man solle sich die Fragen stellen: „Wie kann so etwas praktisch aussehen?“  und „Welche Ressourcen habe ich?“ Wenn nicht viele Ressourcen zur Verfügung stehen, muss man vielleicht eine (oder mehrere) Partnerschaften anstreben. So wie Thomas Rehder es auch getan hat und gleich zu Beginn für die Realisierung des ersten Magazins einen Finanzier mit eingebunden hat. Und dann konkret die erste Ausgabe angeskribbelt und angetextet hat, um weitere Menschen zu finden, die bereit waren, die Idee, das Projekt zu unterstützen und eigene Ressourcen, Engagement oder auch Geld zu investieren.

​Hast Du eine gute Idee gefunden, brauchst Du immer Mitstreiter und Unterstützer. Denn wenn Du es nicht schaffst, diese zu überzeugen, dann wird es auch schwierig, Investoren oder Kunden zu finden.“

Erzählung statt Vision

Deshalb bevorzugt Thomas Rehder anstelle des Begriff der Vision den der Erzählung. Eine Vision beschreibt für ihn einen statischen Zustand. Doch alles im Leben ist im Fluss und so darf auch eine Vision nie ein statischer Zustand sein. Im Gegensatz zu Vision kann eine Erzählung leichter der Veränderung unterliegen.

Ist die Erzählung gut, schafft man es, andere damit zu überzeugen, sie ihrerseits zu entflammen. Dafür ist es für ihn unabdingbar, so früh wie möglich mit andere einzubeziehen und mit ihnen zu sprechen, andere zu begeistern.

Dafür ist wichtig, entweder Problem, Bedürfnis oder Chance zu erkennen, und einen Weg zur Lösung zu finden. Und diesen Zusammenhang so zu vermitteln, dass andere sagen: Ja, dass ist ja wirklich mal etwas Neues, etwas Hilfreiches, oder es für richtig halten, es zu tun.

Thomas Rehder sieht sich nicht als entflammter Visionär, der im Auftrag des Herren unterwegs ist. Er sieht sich eher als Moderator, der gerne Menschen zusammenbringt. Und als „Schnüffelnase“, die sich interessiert mit Dingen, Hintergründen, Zusammenhängen und Trends auseinandersetzt.

Photo by Allie on Unsplash

Welche Erzählung steht beispielsweise hinter Betoniu?

Am Anfang ging es um die Ehrlichkeit des Materials. In einer Phase rund um die Banken- und Wirtschaftskrise, in der Rückbesinnung auf „solide Werte“, Ehrlichkeit und die Abkehr vom Hochglanz eine große Rolle spielten. Die Welt wollte sich ein bisschen mehr auf Substanz besinnen.

Die Story war: Beton ist ein ehrliches Material und bietet ungewöhnliche Designoptionen. Es stellte sich heraus: Die Story war nicht perfekt, denn die Bedürfnisse dahinter waren zu allgemein und nur ein kleiner Teil der potentiellen Kunden war bereit, die Premiumpreise zu bezahlen, die mit der Fertigung in Deutschland einhergingen. Doch die Story wandelte sich, nicht zuletzt durch Kundenanfragen. Das Team von Betoniuwurde darauf aufmerksam, dass „Beton nicht brennt“, und hatte mit seinen nun als Brandschutzmöbel verkauften Produkten eine überzeugende Antwort auf ein zunehmend relevantes Problem.

Brandschutzmöbel von Betoniu

​​Man sollt sich immer wieder die Frage stellen, welche Probleme, Herausforderungen löst mein Produkt, mein Unternehmen wirklich? Ist das schnell zu verstehen, nicht zu abstrakt, nicht zu abgehoben?“


​Wie findest Du eine Story über Dich selbst?

Jede Vision, jede Story ist immer etwas ganz Persönliches. Sie geht vom einzelnen Menschen aus, der sich fragt: Was möchte ich in meinem Leben erschaffen, wofür möchte ich stehen und was soll in dieser Welt bleiben, wenn ich sie verlasse? Thomas Rehder gibt folgenden Tipp:

​​​Sieh Dich selbst als Ressource! Eine Ressource mit einer Ausbildung. Mit Fähigkeiten. Mit Kenntnissen. Wie kannst Du für Dich und für andere das Beste daraus machen? Wie kannst Du deine Fähigkeiten, deine Erfahrungen, deine Neigungen und das, was Dir Spaß macht, bestmöglich umsetzen? Bewahre Dir Offenheit, Elan und halte Dir jederzeit vielfältige Zukunftsperspektiven offen!“

Photo by Dmitry Ratushny on Unsplash


​Links zum Thema Visionen für Unternehmen

Visionen realisieren

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